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Erfolgreich hinter uns liegt die Jahreshauptversammlung in Münster, und gerne greifen wir
die Anregung vieler Delegierter auf, regelmäßig über die Bibliothek zu berichten. In Informationsblättern hatten wir
schon unterstrichen, dass die D.E.B.-Mitglieder die Eigentümer der Bibliothek sind.
Da diese weitgehend auch Leser von „Esperanto aktuell“ sind, sollen hier
in loser Folge Informationen erscheinen, die aktuelle Neuigkeiten und
Einblicke in Geschichte und Geschick unserer Bibliothek vermitteln: Worauf
sind wir stolz? Wo stehen wir im internationalen Vergleich? Was haben wir
für Sorgen und Probleme? Woran wird gearbeitet? …
Gerade weil die in Münster gestreuten Texte1)
wichtige Gedanken
enthielten, die sicher nicht alle Mitglieder erreichten, soll diese
Nullnummer das Wesentliche daraus auch den Lesern vermitteln, die in Münster
nicht da waren.
Über Fernleihe als wichtigen Teil unserer Dienste werden wir in einer
späteren Folge berichten.
„Eigentum verpflichtet –
auch die Eigentümer der Deutschen
Esperanto-Bibliothek Aalen“
so überschrieben wir unser Flugblatt; denn
bei der Deutschen Esperanto-Bibliothek Aalen geht es um unser aller
Eigentum, um „unsere Bibliothek“, die einen Vergleich mit anderen nicht mehr
zu scheuen braucht, auch nicht weltweit.
Mit viel Idealismus haben unsere Vorfahren diese Sammlung, zuerst nur
für Sachsen, jedoch zur Benutzung aller Deutschen, gegründet und
investierten darin viel Ehrgeiz und Arbeit.
Inzwischen ist sie eine weltweit anerkannte beachtliche Bibliothek, stolz auf ihre
100-jährige Geschichte – und gerade auch darauf, dass die Nachstellungen durch die Nationalsozialisten ihr
nichts anhaben konnten – im Gegenteil: die damals von Vernichtung bedrohten Bestände konnten durch weitsichtiges
Handeln vor den Flammen gerettet werden und haben als Sammlung im Preußischen Kulturbesitz überlebt – und die
eigentliche Sammlung konnte dennoch nach Kriegsende wiederbelebt werden. Sie steht heute trotz dieser einschneidenden
Lücken bei weitem besser da als viele vergleichbare nationale Bibliotheken weltweit, die Plansprachenmaterial sammeln.
So sind wir heute auf Augenhöhe mit der Biblioteko Hodler, obwohl diese durch ihren Sonderstatus in jeder Hinsicht
besondere Vorteile genießt.
Dies können und dürfen wir nicht der Beliebigkeit überlassen! Planvoll muss die Sammlung
weiter entwickelt werden, tradiert sie doch ein Stück weit unsere eigene Kultur und vermittelt sie unseren Nachfahren.
Was allgemein für Bibliotheken und öffentliche Bildung gilt (dass es ohne Geld einfach
nicht geht), gilt gerade auch in unserem Bereich, wo es sich ja eigentlich um Privatbesitz (der „deutschen Esperantisten“)
handelt, der aber durch die öffentliche Hand mit unterstützt wird.
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Gerade dieses verpflichtet uns,
auch eigene Mittel dazu beizusteuern – aufgrund eigener Sparmaßnahmen auch die Streichung öffentlicher Zuschüsse
in Kauf zu nehmen, das dürfen wir nicht riskieren.
Wir Mitarbeiter in Aalen versichern Ihnen: was kostenneutral leistbar ist, das bringen wir
in ehrenamtlicher Tätigkeit auf, aber darüber hinaus in Eigenregie auch die notwendigen Erwerbungen mit zu finanzieren,
geht einfach an die Substanz. Das können wir nicht auch noch leisten.
Geht's denn immer nur um Geld?
Nein! Es geht auch um Bildung – in Bibliotheken – manchmal auch um
Sport, Unterhaltung oder Verkehr. Vergleichen kann man alles, es ist nur die
Frage, was man daraus folgert; das aber überlassen wir jedem Einzelnen …
2005 besuchte jeder Bundesbürger im Mittel einmal im Jahr eine
öffentliche Bibliothek, 2003 waren es rund 94,2 Mio. Besucher – die
Bundesligaspiele hatten damals rund 10,7 Mio. Zuschauer – wo mehr Geld
umgesetzt wurde, kann man vermuten …
Entliehen wurden 2003 fast 286 Mio. Medien, mehr als 228 Mio. waren
Bücher, was uns Steuerzahlern 684 Mio. € kostete. Davon waren 68 Mio.
Erwerbungsmittel für neue Medien, was etwa dem Bau von fünf Kilometern
Bundesautobahn entspricht.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Bibliotheken haben nichts gegen
Autobahnen oder Fußball – im Gegenteil, auch darüber könnten sie viel
Wissenswertes vermitteln.
Das leisten Bibliotheken:
- sie machen neugierig,
- sind wichtige Ressourcen für die Forschung und Lehre.
- Bibliotheken unterstützen lebenslanges Lernen,
- stellen Literatur und elektronische Medien bereit, bis zur Vermittlung von
Datenbanken und Fachinformation via Netz.
Das kostet nun mal Geld, und so muss man für diese „Informations- und
Wissensmanager“ immer wieder werben; und in Esperantujo: um Spenden betteln.
Unserer Gesellschaft sind Bibliotheken lieb und teuer, erscheinen aber
in der öffentlichen Wahrnehmung oft nur als teuer.
Also bedenkt eine Spende, liebe Leser! Denn Geld ist rund und rollt weg
– Bildung bleibt, das wissen wir seit Heine. (… wird fortgesetzt …)
– Utho Maier
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