gruene Trennlinie - - -
Welt der Bücher und Zeitschriften – Esperanto und andere Plansprachen  
Aktuelles, Wissens- und Bedenkenswertes aus der
Deutschen Esperanto-Bibliothek Aalen

Folge 11
Jun 2013
Übersichtsseite     

-> Erstveröffentlichung in Esperanto Aktuell 2013/3 
- Sperrfrist ist der --.--.2013 -
    Folge 8 <- | -> Folge 10    veröff. in Esp. akt ->neue Netzseite!
gruene Trennlinie - - -
 

"Die Feuer brannten.
Auf dem Opernplatz in Berlin. Auf dem Königsplatz in München. Auf dem Schlossplatz in Dresden. Vor der Bismarcksäule in Dresden. Auf dem Römerberg in Frankfurt. Sie loderten in jeder deutschen Universitätsstadt."  

Erich Kästner


Erinnern, Denken, Gedenken und Nachdenken

– ein Appell (nicht nur an jüngere Leute)
wider das Vergessen unserer Geschichte:


Nachbetrachtung zu einem
ungeheuerlichen Vorspiel
[1]

 

 

N

un jährt sich diesen Mai zum 80. Mal der Beginn der Bücherverbrennungen durch das NS-Regime! Hauptaktionstag damals: 10. Mai 1933.
Als Nachkriegskind kenne ich das nur noch vage vom schulischen Geschichtsunterricht der 60er-Jahre und habe mir daher mit Interesse die einschlägigen Originalveröffentlichungen von damals durchgesehen. Ich bin kein gelernter Historiker, kann also nur meine subjektiven Beobachtungen dazu festhalten.

Das war nicht der erste Fall einer Bücherverbrennung in der langen Geschichte unserer Menschheit. Exemplarisch nennen will ich hier: Schon das Neue Testament berichtet davon[2]. Kaiser Diokletian ließ in Konstantinopel die Schriften der Christen verbrennen. Die Bücher des Arius und seiner Schüler wurden 325 nach dem Ersten Konzil von Nicäa als häretisch verbrannt. Einer ganzen Reihe der mittelalterlichen Päpste gelang es, im Laufe der Inquisition fast das gesamte jüdische Schrifttum zu vernichten; Auftakt war die Pariser Talmudverbrennung 1242, die auf einer Anweisung von Papst Gregor IX. beruhte[3].

=> weiter auf Seite 2 

 
gruene Trennlinie - - -
 

Martin Luther hatte im Dezember 1520 die Päpstliche Bulle Exsurge Domine und die Schriften des kanonischen Rechts den Flammen überantwortet, worauf am 10. März 1521 Kaiser Karl V. das Mandat zur Verbrennung der Schriften Martin Luthers erließ. Auch 1817 beim Wartburgfest wurden Bücherverbrennungen zelebriert.

Die Ereignisse von 1933 waren nicht das Ende vom Lied. Auch danach sich Nachahmer: McCarthy erzwang 1953 im Zuge seiner „Kommunistenhatz“ in den USA die Beschlagnahme und teilweise Verbrennung inkriminierter Literatur. Seit der Machtübernahme der Kommunistischen Partei in der Volksrepublik China werden öffentlich „anti-kommunistische” Bücher und Medien vernichtet. Der 1988 erschienene Roman Die satanischen Verse von Salman Rushdie wurde von Muslimen als gotteslästerlich verbrannt.

Serbische Truppen griffen 1992 das Orientalische Institut in Sarajevo an, der gesamte Archivfonds wurde zerstört: ca. 250.000 laufende Meter. Auch unser neues Jahrtausend gibt sich nicht besser! 2001 veranstalten christliche Kirchen sog. „book burning“-Gottesdienste, bei denen nicht nur Harry-Potter-Bücher in den Flammen landen, sondern auch Walt-Disney-Videos wie „Herkules“ und „Pinocchio“. Über die Zerstörung der großen Bibliothek in Timbuktu in 2013, die als Weltkulturerbe galt, gibt es noch kein abschließendes Urteil. Diese ganze Aufzählung ist - leider - nicht erschöpfend, sondern nur exemplarisch und rein subjektiv ausgewählt[4].
………………………………………………………………
Bild 1: Berlin, "Unter den Linden": am 10.5.1933 verbrennen deutsche Studenten “undeutsche” Schriften
s.u.: Hinweise zu den verwendeten Bildern und Illustrationen!

 

Prophetische Worte schrieb Heinrich Heine 1823 in seiner Tragödie Almansor[5]: „Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.” Auch zur Bücherverbrennung auf dem Wartburgfest äußerte sich Heine: »Auf der Wartburg krächzte die Vergangenheit ihren obskuren Rabengesang, und bei Fackellicht wurden Dummheiten gesagt und getan, die des blödsinnigsten Mittelalters würdig waren!"

=> zu Seite 1 | => weiter auf Seite 3 

Deutsche Studenten verbrennen am 10. Mai 1933 eingesammelte, sog. "undeutsche" Schriften und Bücher öffentlich auf der zentralen Prachtstraße "Unter den Linden" in Berlin

 
gruene Trennlinie - - -
 

In der (ausländischen) Presse gab es 1933 bereits im Vorfeld Aufrufe zu Protesten gegen Bücherverbrennungen: "Wenn Ihr glaubt, daß Ihr Gedanken umbringen könnt, habt Ihr nichts von der Weltgeschichte gelernt."[6] Gegenworte in Deutschland gab es nicht laut und wenn, dann allenfalls anonym[7].

Ausschnitt aus dem Flugblatt "Wider den undeutschen Geist!" der Deutschen Studentenschaft in roter Frakturschrift, 10. Mai 1933

Die Veranstaltung am 10. Mai 1933 auf dem Berliner Opernplatz war ein eindrückliches Beispiel für gezielte Aufstachelung zum Massenfanatismus. Unter allen Schandtaten der Nationalsozialisten war es "diese blödsinnige Feierlichkeit", die in der "Welt am meisten Eindruck gemacht hat und wahrscheinlich am allerlängsten im Gedächtnis der Menschen fortleben wird." so beschrieb sie Thomas Mann anlässlich ihres 10. Jahrestags.

 

Arnold Zweig berichtet darüber so: "Dies Volk hätte genauso zufrieden glotzend gestanden, wenn sie die lebendigen Menschen verbrannt hätten. Dann ging alles müde, satt und auf seine Kosten gekommen nach Hause." Erich Kästner war selber da: "Ich stand vor der Universität eingekeilt zwischen Studenten ..., sah unsere Bücher in die zuckenden Flammen fliegen und hörte die schmalzigen Tiraden des kleinen abgefeimten Lügners."

Wenig bekannt ist, dass es eine mehrwöchige Kampagne war und dass schon ab März 1933 zahlreiche der über 70 nachweisbaren Bücherverbrennungen stattfanden; unklar ist auch der mögliche Zusammenhang mit dem Judenboykott
[8] vom 1. April 1933.

Ausschnitt der Zeitungsseite Westdeutscher-Beobachter vom 3. April 1933 mit Titelzeile "Der Boykott, ein Sieg Hitlerdeutschlands über das Weltjudentum" Man könnte ja nun denken: das geschah doch alles bereits 1933, also ganze drei Jahre VOR der mit der Gleichschaltung schließlich verbundenen Auflösung des Deutschen Esperanto-Bunds, und über eine Verbrennung von Esperantobüchern ist nichts bekannt - da bestand ja auch keine Gefahr.

=> zu Seite 2 | => weiter auf Seite 4 

 
gruene Trennlinie - - -
 

So ist das aber sicher nicht ganz richtig. Gleich nach ihrer Machtübernahme am 30.1.33 begann NSDAP mit der Ausschaltung aller Kräfte, die im Verdacht standen, sich ihrem Totalitätsanspruch zu widersetzen. Das wurde von der Bevölkerung ganz sicher auch so wahrgenommen, wurde doch die Polizei schon am 17.2.33 mit einem Schießerlass ermächtigt, rücksichtslos gegen alle politischen Gegner vorzugehen. Sofort entstanden SS und SA, die bereits im Frühjahr die ersten KZ errichteten.

Hindenburgs der Beginn von Hindenburgs Notverordnung lautete "Auf Grund des Artikels 48 … wird zur Abwehr kommunistischer staatsgefährdender Gewaltakte folgendes verodnet …" Notverordnung vom 28.2.33, auch als Reichstagsbrandverordnung bezeichnet, setzte die Bürgerrechte der Weimarer Verfassung außer Kraft (aus war es nun mit persönlicher Freiheit oder Meinungs-, Vereins- und Versammlungsfreiheit).

Die damaligen Esperantisten waren nicht auf den Kopf gefallen, und dass sie sich der drohenden Gefahr bewusst waren (oder bereits in voreilendem Gehorsam agierten?), zeigt der Blick ins Aprilheft des Germana Esperantisto[9]:Das Aprilheft der Verbandszeitschrift "Germana Esperantisto" zitiert Adolf Hitler: "Verständigung – wir wollen sie …" um dann in einem Aufruf "An Alle!" so fortzufahren: "Verstehen von Volk zu Volk wird am besten erreicht, wenn für Verhandlungen eine neutrale Hilfssprache gebraucht wird …"

 

Der gesamte geschäftsführende Vorstand des Deutschen Esperanto-Bunds veröffentlicht einen Aufruf "An Alle!", den er mit einem Hitlerzitat als Motto ausstattet. Man argumentiert weniger für die internationale Sprache, sondern gegen ein Übergewicht der nicht-deutschen Volkssprachen, das das Esperanto angeblich zu verhindern vermag.

Man beschwört, der einzige Zweck des Deutschen Esperanto-Bundes sei es, die Kenntnis des Esperanto zu verbreiten. Von jedem anderen Gedanken, den die Mitglieder dabei im Hinterkopf haben könnten, distanziert man sich explizit; denn das "ist ... [deren] rein persönliche Angelegenheit, für die der Deutsche Esperanto-Bund keinerlei Verantwortung übernimmt". Man gibt sich total apolitisch, in jeder Hinsicht.

Und die Lektüre der in den Folgemonaten erschienenen Zeitschriftenartikel belegt, dass man sich wohl schon bewusst wurde, welch scharfes Schwert über den Köpfen aller Esperantisten baumelte. Viel Mühe wurde aufgewendet, um die Öffentlichkeit und die am Drücker sitzenden Nazis von der Harmlosigkeit, ja sogar von Übereinstimmung der Esperantoideen mit dem "deutschen Geist" zu überzeugen. An vorderster Stelle rangiert jetzt Deutsch, nicht mehr Esperanto.

Und über Bücherverbrennungen berichtet der ganze Jahrgang des Germana Esperantisto … einfach nichts.

=> zu Seite 3 | => weiter auf Seite 5 

 
gruene Trennlinie - - -
 

Im Maiheft bemüht sich Steche[10], seine Argumentation  mit mehr oder minder passenden Hitlerzitaten[11] zu belegen. Überhaupt: Der Ton wird militärischer. Das zeigen schon einige wenige Sätze, wie «Das E-Institut kann man sich als Kriegsministerium denken ... Nicht die kleinste Bedeutung hat der "Germana Esperantisto": er hat die Stellung des "Wumba", d.h. des Waffen- und Munitions-Beschaffungs-Amtes; zugleich ist er Nachrichten-Sammelstelle ... Vorwärts! Marsch! Auf zum Endsieg!» - so schreibt ein Handelslehrer[12].

Georg Habellok[13] schreibt in den (offiziellen) Mitteilungen der Geschäftsstelle[14]: «Unsere Gruppen können versichert sein, daß von hier aus alles getan wird, um Esperanto in die nationale Aufbauarbeit einzugliedern.» und im Folgeheft fühlt er sich gemüßigt, dies in epischer Breite darzulegen[15], da "ein Teil unserer Mitglieder nicht im Bilde [sei], welche Schritte der D.E.B. bisher unternommen hat". Abschließend stellt er dann fest: "Mit Eingabe vom 30. 5. 33 ist beim Herrn Reichsminister des Innern die Gleichschaltung des D.E.B. beantragt worden. Soweit die Schritte, die seitens des D.E.B. unternommen worden sind. Nachfolgend noch einige Tatsachen, die erkennen lassen, daß die maßgeblichen Stellen durchaus nicht von vornherein dem Esperanto ablehnend gegenüberstehen."

Hier taucht es erstmals auf, das magische Wort Gleichschaltung. Mit ihr sollte besiegelt werden, was mit der Machtergreifung begonnen hatte: eine  Vereinheitlichung des gesamten Lebens (politisch und gesellschaftlich, öffentlich wie privat), um alles, auch die Kulturbereiche, auf nationalsozialistische Gesinnung zu trimmen.

 

Allen Vereinen wurde das Führerprinzip aufgedrückt und deren Satzungen mussten "angepasst" werden. Die Gleichschaltung erfolgte entweder auf Anweisung oder in voreilendem Gehorsam als Selbstgleichschaltung (was der damalige D.E.B. vorzog). Manche Verbände zogen eine Selbstauflösung und Beendigung ihrer Tätigkeit vor. Die Regeln der Gleichschaltung zielten auf Maßnahmen der Gleichsetzung und Vereinheitlichung der Massen und sorgten so für Einschränkung oder Verlust der individuellen Persönlichkeit, Unabhängigkeit, Mündigkeit und Freiheit der Menschen.

Mitteilung 15 der Geschäftsstelle lautete "Um jederzeit beweisen zu können, in welchem Umfange E (Esperanto) in den Dienst der Nation gestellt worden ist, empfehlen wir den Gruppen, sich eine Sammlung der Kriegs- und ähnlicher Schriften anzulegen" Einen Schritt weiter geht man in der Mitteilung 15 der Geschäftsstelle, die sich dem Thema Kriegsschriften widmet[16]: "Um jederzeit beweisen zu können, in welchem Umfange Esperanto in den Dienst der Nation gestellt worden ist, empfehlen wir den Gruppen, sich eine Sammlung der Kriegs- und ähnlicher Schriften anzulegen. Hierzu wird manches Gruppenmitglied aus Privatbesitz beitragen können. Ein kleiner Bestand Kriegsschriften ist noch verfügbar, den wir - solange Vorrat reicht - zu ermäßigtem Preise abgeben". - Das sind doch erstaunlich unverhohlene Worte Klischee (Logo) des 25. UK (Universala Kongreso de Esperanto) Köln 1933 angesichts der Weltoffenheit, die man international vorgab und auch vorgeben musste, da man ja kurz vor dem Jubiläums-UK stand, der in Köln stattfinden sollte!

=> zu Seite 4 | => weiter auf Seite 6 

 
gruene Trennlinie - - -
 

Dass aber nicht jeder zu kuschen bereit war, sondern das Maul aufmachte (wenngleich nur anonym, da sonst Schlimmstes zu befürchten war), zeigt diese Meldung im Juliheft[17]: «Wir erhielten kurz vor der Drucklegung dieser Nummer aus Mitgliederkreisen die Nachricht, daß ein ungenannter  „Samideano" aus Breslau eine Drucksachen-Postkarte an die Bundesgruppen versandt hat, in der er zum Protest gegen die vom Bundesvorstand vorgeschlagene Gleichschaltung des D.E.B. auffordert. Dieser tapfere Schreiber unterzeichnet seine Aufforderung mit: „Samideano, kiu post la pereo de la nuna registaro diros sian nomon". Allein diese Unterschrift genügt, um die Aufforderung dorthin zu bringen, wohin sie gehört, nämlich -- an den Pranger! Von verschiedenen Bundesgruppen haben wir bereits Zuschriften erhalten, in denen gegen das Vorgehen dieses „Samideano" schärfste Verwahrung eingelegt wird.» 

Dem Antrag auf Selbstgleichschaltung des D.E.B. wurde erwartungsgemäß stattgegeben. Das erforderliche Ändern der Statuten und die Neuorganisation des Verbands überließ man dem D.E.B., der gehorsam die entsprechenden Richtsätze[18] dafür aufstellte. Dem Deutschen Esperanto-Institut sollte seine Sonderstellung belassen werden[19], da es (Gründe dafür sind nicht zu finden) bereits gleichgeschaltet war.

Die Erfolgsmeldung[20] wurde dann stolz verkündet:
"Mit achtunggebietender Einmütigkeit hat die Hauptversammlung des D.E.B. ... diesen nach den ... Richtsätzen gleichgeschaltet" und mit einem "Sieg-Heil! ... Der D.E.B. - Führer" unterzeichnet.

 

Der Deutsche Esperanto-Bund ist nun ein reiner Nazi-Vasall; sein Führer muss Nationalsozialist sein, entscheidet selbständig und bleibt allein verantwortlich. Fast alles regelt der Führer selbst; die jährlich abzuhaltende Hauptversammlung "hat beratende Tätigkeit".

Zum Jahresende feiert das Deutsche Esperanto-Institut das erste Vierteljahrhundert seines Bestehens[21], um aber gleichzeitig um sein Weiterbestehen bangen zu müssen[22]; denn es "haben sowohl das Sächsische Wirtschaftsministerium als auch das Reichsministerium des Innern die bisher gewährte Staatshilfe nicht mehr gezahlt. Das Institut ist daher - wenn es Aufruf des Deutschen Esperanto-Instituts mit Spendenbitte: "Alle die aber, die bisher nichts für die Unterhaltung des Instituts geopfert haben, ersuche ich in Anbetracht dessen, daß die Staatshilfen weggefallen sind, auch ihrerseits dazu beizutragen, dasß das Institut erhalten werden kann." nicht gänzlich schließen soll - nur auf die Unterstützung der Esperantisten angewiesen."

Immer wieder war ja betont worden: "Gleichschaltung muß vorgenommen werden, wenn der D.E.B. weiter bestehen ... will". Das war eine trügerische Hoffnung, und das bittere Ende kam, als im Februar 1936 angeordnet wurde, dass NSDAP-Mitglieder nicht in "Kunstsprachevereinigungen" tätig sein durften. Nun hätte sich der Verband auflösen müssen, da er ja keinen Führer mehr haben konnte. Da dies nicht geschehen war, löste der Politische Polizeikommandeur der Länder im Juni 1936 die letzten Esperanto-Verbände in Deutschland auf.

=> zu Seite 5 | => weiter auf Seite 7 

 
gruene Trennlinie - - -
 

Wie wir wissen, war das dann auch das vorläufige Ende der Bibliothek des Deutschen Esperanto-Instituts. Und man mag zu Steche stehen, wie man will, eines ist ihm als Verdienst zuzurechnen: mit seiner klugen Kontaktaufnahme zur Deutschen Bibliothek und später zur Preußischen Staatsbibliothek Berlin gelang es ihm, eine Makulierung der Buchbestände zu vermeiden, was im Endeffekt nur ein etwas vornehmerer Ausdruck für Vernichtung gewesen wäre.

So ist es heute noch möglich, auf die Bestände dieser Sammlung zuzugreifen[23]. Erschließung über den StaBiKat[24] und Ausleihe zur Benutzung im Lesesaal durch elektronische Bestellung.

Utho Maier


[1]   Anspielung auf Heines Worte "Das war nur ein Vorspiel ...", s.u. Fußnote 5!

[2]   Apg 19,19

[3]   Die Inquisition hatte sich schon Ende des 12. Jahrhunderts etabliert; ihre Hoch-Zeit begann aber mit Gregor IX., der auch das Amt des Inquisitors einführte.

[4]   Bücherverbrennungen kennen wir natürlich auch aus Literatur und Kino. Ray Bradbury veröffentlichte 1953 seinen Roman "Fahrenheit 451", der warnend eine Gesellschaft  beschreibt, die Bücherverbrennungen institutionalisiert hat. Berühmt ist der zugehörige Film. George Orwells Roman „1984“ propagiert die Verbrennung „aller Bücher vor 1960“; alle nicht regime-konformen Werke werden eingeäschert.

[6]   so Helen Keller in einem offenen Brief an die Deutsche Studentenschaft, der in der New York Times erschien.

[7]   ein anonymer Brief aus dem Bundesarchiv begann mit
ein anonymer Brief in den Akten der Deutschen Studentenschaft, der sich im Bundesarchiv Berlin befindet, beginnt so: "Erstens: alle antisemitischen Studenten sind Arschlöcher, zweitens: Arschlöcher gehören nicht in die Universität, sondern ins Scheißhaus"


[8]   Hitlers Beweggründe "Wir müssen also zu einem groß angelegten Boykott aller jüdischen Geschäfte in Deutschland schreiten" findet man in Goebbels Tagebüchern (http://d-nb.info/966557859, S. 786)

[9]   Germana Esperantisto, Der Deutsche Esperantist 30(1933)446(Apr), S. 61f.;
allgemein findet man diese Zeitschrift auf den Wiener Netzseiten: anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=e1a

 

[10]  Germana Esperantisto 30(1933)447(Mai), S. 78-81. [Textauszug s.u.!]
Aufgrund der Diktion möchte man den Artikel "Englisch oder Esperanto in der Volksschule?" eigentlich Theodor Steche (https://eo.wikipedia.org/wiki/Theodor_Steche) zuschreiben, der Mitglied im Kampfbund für deutsche Kultur, später auch in der NSDAP war und der sich da mehr für die Nazi-Ideologie als für das Esperanto einsetzte.
Der Text ist jedoch von seinem Vater Dr. Albert Steche (https://eo.wikipedia.org/wiki/Albert_Steche), der 1909-1918 Mitglied in der zweiten Kammer der Ständeversammlung (das war die parlamentarische Vertretung) im Königreich Sachsen, 1920-1925 Vorsitzender des Deutschen Esperantobunds und einer der wichtigsten (finanziell wie politisch) Förderer des Deutschen (vormals: Sächsischen) Esperanto-Instituts war, das ja der Ahn unserer Deutschen Esperanto-Bibliothek war.
Er argumentierte so: «denn Esperanto ist die ersehnte planvolle "Skelettsprache", sie erfüllt die Hitlerischen Forderungen» um dann fortzufahren, das Esperanto sei "neutral und daher ungefährlich für das Deutschtum, und das ist wichtig".

[11]  Mein Kampf, Bd. 2, S. 464ff. – [Textauszug s.u.!]

[12]  Germana Esperantisto 30(1933)447(Mai), S. 81 Artikel "Achtung! - Sammeln!"

[13] Redakteur des Germana Esperantisto, zugleich Geschäftsführer des D.E.B.

[14] Germana Esperantisto 30(1933)447(Mai), S. 84

[15] Germana Esperantisto 30(1933)448(Jun), S. 100

[16] Germana Esperantisto 30(1933)448(Jun), S. 106

[17] Germana Esperantisto 30(1933)449(Jul), S. 117

[18] Germana Esperantisto 30(1933)449(Jul), S. 121

[19] Germana Esperantisto 30(1933)449(Jul), S. 121

[20] Germana Esperantisto 30(1933)450-451(Aug-Sep), S. 145

[21] Germana Esperantisto 30(1933)454(Dez), S. 188-190

[22] Germana Esperantisto 30(1933)454(Dez), S. 198

[24] Signaturenbereich 17 ZZ 1 - 17 ZZ 2810, stabikat.de

=> zu Seite 6  | => zum Anfang! 

 

Utho Maier, Aalen, im Mai 2013 (130524)

Hinweise zu den verwendeten Bildern und Illustrationen:

Das Bild auf der Anfangsseite ist der Ausschnitt eines Fotos von Georg Pahl, 10.05.1933 (Bundesarchiv, Bild 102-14597 / CC-BY-SA), das prinzipiell nicht kostenfrei erhältlich, jedoch aufgrund der Kooperation von Bundesarchiv und Wikimedia Deutschland (als eine Spende des deutschen Bundesarchivs) gemäß Lizenz Creative-Commons-Lizenz CC-BY-SA [d.i. Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen, http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/] für die Öffentlichkeit frei verfügbar ist.

Das Flugblatt "Wider den undeutschen Geist!" der Deutschen Studentenschaft in roter Frakturschrift vom 10. Mai 2013 ist jetzt nach über 70 Jahren rechtefrei; das Original ist dort: Staatsarchiv Würzburg, Akten der Deutschen Studentenschaft, I 21 C 14/I; eine Transkripition des Inhalts findet man in de.wikipedia.org/wiki/Bücherverbrennung_1933_in_Deutschland#.E2.80.9E12_Thesen_wider_den_undeutschen_Geist.E2.80.9C.

Den anonymen Brief (Akten der Dst, Bundesarchiv Berlin), den Fußnote 7 zitiert, findet man auf der Netzseite „http://www.buecherverbrennung33.de/briefanonym.html“.

Ausschnitte aus Zeitungen und Zeitschriften stellen keine literarischen Werke dar und sind nicht geschützt.

Ausschnitt der Zeitungsseite Westdeutscher Beobachter vom 3. April 1933 mit Titelzeile "Der Boykott, ein Sieg Hitlerdeutschlands über das Weltjudentum". Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Westdeutscher-Beobachter-053.JPG. Der Westdeutsche Beobachter war vom 10. Mai 1925 bis zum Zusammenbruch der Nazi-Diktatur im März 1945 eine der NSDAP zugehörige Zeitschrift/Zeitung im Reichsgau Köln-Aachen.

Empfohlene Zitierweise des Dokumentes: "Verordnung des Reichspräsidenten gegen Verrat am Deutschen Volke und hochverräterische Umtriebe" (28.02.1933), Quelle: Reichsgesetzblatt 1933 I, S. 85-87 in: documentArchiv.de [Hrsg.], URL: http://www.documentArchiv.de/ns/1933/hochverrat_vo.html, Stand: 5.5.2013.
 


Hinweise auf weiteres Material zum Thema (meine subjektive Auswahl - Diese Liste soll und wird laufend ergänzt werden ...):

Die Bibliothek verbrannter Bücher ist ein Projekt des Moses Mendelssohn Zentrum: Die Bibliothek verbrannter Bücher, die beim Georg OLMS Verlag erscheint, soll an etwa 4000 deutschen Oberschulen und Gymnasien als ein Mahnmahl besonderer Art aufgestellt werden. Die komplette Bibliothek verbrannter Bücher kann per Subskription für 999 € privat erworben oder einer Schule Ihrer Wahl gespendet werden. Die ersten 10 Bände sind bereits erschienen.

Die folgende Seite bietet eine Liste der verbotenen und zur Verbrennung vorgesehenen Werke, zusammen mit der Möglichkeit, darin gezielt zu suchen: www.berlin.de/rubrik/hauptstadt/verbannte_buecher/ ist eine bereits 5 Jahre alte Seite, die aber immer aktuell bleibt. Inzwischen gibt es die Einträge auch in leichter suchbarer Form: schrifttum.allegronet.de

Falls die Originalseite aus dem Netz verschwinden sollte, liegt auf unserem Bibliotheksrechner noch eine (Teil-)Kopie:
Folge_Buecher_verbrennen_(2).html (G:\webs_etc\4www-esperanto-aalen.de_STATO130213\biblioteko\WdBuZ\Folge_Buecher_verbrennen_(2).html).

www.exil-archiv.de: Das Deutsche Zentrum für Verfolgte Künste versteht sich als Forum der Erinnerung und aktuelles Forum für verfolgte Künstler und Intellektuelle: Um über Wissen - im Exil-Archiv - und Aufklärung - im Exil-Club - Verständnis und Toleranz zu vermitteln.
 

Lokal gesicherte Seiten sind dort: G:\gebAA_2013\auf_Halde_gelegtes_Material_(fuer_Publikation_etc.)\A_K_T_U_E_L_L\weiteresMaterial\schwaebische_mai2013.rtf
->
www.schwaebische.de/region/oberschwaben/ravensburg/stadtnachrichten-ravensburg_artikel,-Unsere-Denkmaeler-sind-Schluessel-zur-Geschichte-_arid,5436030.html

www.schwaebische.de/journal/kultur/kultur-aktuelles_artikel,-Vor-80-Jahren-verbrannten-die-Nazis-die-Buecher-_arid,5435494.html
http://www.schwaebische.de/journal/kultur/kultur-aktuelles_artikel,-Viele-verbrannte-Autoren gerieten-in-Vergessenheit-_arid,5435497.html
http://www.schwaebische.de/journal/kultur/kultur-aktuelles_artikel,-Die-verbrannten-Dichter-sollen-nicht-vergessen-werden-_arid,5435496.html
http://www.schwaebische.de/journal/vermischtes_artikel,-Gedenken-an-die-Buecherverbrennung-_arid,5436264.html

Georg P. Salzmann ist der „Bewahrer der verbrannten Bücher“. Er sammelte, Was die Nazis 1933 vernichten wollten: 12 000 Bücher, einst bestimmt für dem Scheiterhaufen.
Und genau diesem Thema widmete die gedruckte Ausgabe der „Aalener Nachrichten“ am 10.05.2013 einen Großteil ihre „Seite DREI“ (lokale word-Datei).
[ein weiterer Artikel auf der Seite beleuchtet die Situation im Süden: „Das Feuer greift auf Württemberg über“ (gleiche lokale word-Datei)].
offiz. Pressemeldung zu Salzmann (BStWFK), http://bibliothekarisch.de/blog/2009/09/20/die-bibliothek-der-verbrannten-buecher-ist-angekommen/,
bibliothekarisch.de/blog/2009/07/25/verfemte-buecher-auf-dem-weg-in-die-ub-augsburg/ (mit Preisnennung), http://www.presse.uni-augsburg.de/unipressedienst/2009/juli-sept/2009_143/, http://www.verbrannte-buecher.de/t3/, http://www.zukunft-braucht-erinnerung.de/,

weitere Seiten zum Thema sind www.literarische.de/10-1/salzmann-.htm, www.neues-deutschland.de/artikel/180529.erleichtert.html, aktuell.evangelisch.de/artikel/82901/hueter-der-verlorenen-buecher,
www.merkur-online.de/lokales/wuermtal/graefelfing/sammelleidenschaft-georg-salzmann-zieht-3000-buechern-altenheim-2759428.html,

www.boersenblatt.net/184133/, www.boersenblatt.net/331438/, www.boersenblatt.net/390064/,
www.3sat.de/page/?source=/kulturzeit/themen/91748/index.html, www.3sat.de/page/?source=/kulturzeit/themen/169641/index.html, bibliothekarisch.de/blog/2010/09/28/,
www.bibliotheksforum-bayern.de/fileadmin/archiv/2011-3/BFB_0311_20_Schmid_V04.pdf, www.bibliothek.uni-augsburg.de/salzmann/

ultrabiblioteka.wordpress.com/2013/02/18/verbrannte-orte/

Aber auch die Neo-Nazi-Szene hat dieses Thema immer wieder aufgegriffen; nur ist dies sehr schwer zu dokumentieren, da diese Seite vom Netz genommen wurden
(diese Leute sehen das natürlich als Zensur), und es soll auch nicht der Dokumentation wegen diesem Gedankengut wieder ein öffentliches Forum geboten werden:
http://www.antimedien.de/nazis-sorgen-sich-um-verbrannte-bucher/ (hier heißt es "Wer allerdings nach dem Büchersammler auf google. de sucht, der bekommt auf Platz 2 der Trefferliste ausgerechnet eine Internetseite zweifelhaften Rufs und Inhalts." Das ist inzwischen nicht mehr der Fall; Google meldet jetzt, zumindest auf deutschen Rechnern:
"Aus Rechtsgründen hat Google 1 Ergebnis(se) von dieser Seite entfernt. Weitere Informationen über diese Rechtsgründe finden Sie unter ChillingEffects.org.") -
Die Süddeutsche wies aber vor fast einem Jahr auf die Ambivalenz der Sache hin: "Es wird langsam eng für die Neonazis im Netz: In den vergangenen Monaten gingen mehrere rechtsextreme Internetseiten aufgrund von Hackerangriffen oder nach Razzien durch das BKA offline." Das verdanken wir der Kampagne Jugendschutz.net, deren Sprecherin erklärte: "Die Löschung von Altermedia zeigt, dass das Internet nicht zwingend ein 'sicherer Hafen' für Hass und Menschenverachtung ist, nur weil eine Webseite im Ausland gehostet ist." So weit, so gut, ABER: die rechtsextreme Netzgemeinde will sich anscheinend an Jugendschutz.net rächen, was eine offizielle Erklärung der mutmaßlichen Betreiber von Altermedia Deutschland zeigte. Inzwischen wurde es wieder ein wenig ruhiger. Im Herbst 2011 wurde der Betreiber Axel Möller unter anderem wegen Volksverhetzung, Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Aufrufs zu Straftaten zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt. Wer die Seiten (aus historisch-wissenschaftlichem Interesse) dennoch einsehen möchte, muss die lokal gesicherten Kopien auf unserem Dienstrechner einsehen (word-Datei mit über 20 Seiten).

weitere lokal gesicherte Seiten: BuechVerbr_Mein_Kampf.docx, schwaebische_mai2013.rtf

Klaus Graf zu Büchervernichtung in Afghanistan
(www.freitag.de/autoren/the-guardian/die-letzte-schlacht-gegen-die-bucher, log.netbib.de/archives/2009/06/22/buchervernichtung-in-afghanistan/)

log.netbib.de/archives/2013/05/10/erinnerung-an-die-bucherverbrennung/,

Klaus Graf zu einem Nebenschauplatz oder: eine bereits altbekannte Sache: "Der Büchermord von Eichstätt - Die größte Kulturvernichtung der deutschen Geschichte"

Klaus Grauf über eine ganz andere Art, Bücherverbrennungen zu zelebrieren und zu instumentalisieren: Stadtbücherei von Troy, Michigan (www.gunnreport.com/about/guest-contributor/)

Klaus Graf zur mangelnden Haltbarkeit digitaler Datenträger: er nennt das Digitale Bücherverbrennung
(dazu auch: www.focus.de/digital/multimedia/glasers_modernste_zeiten/datenspeicher_aid_28622.html, Daten über Daten. Der Backupwahn kennt keine Grenzen,
Für das Vergessen - vielleicht sollte es gerade in Zeiten des perfekten Sammelns ein Recht auf Verlust geben)

... 
















Textauszug aus diesem Steche-Artikel [zurück!]:
  Germana Esperantisto 30(1933)447(Mai), S. 79 enthält die Zitate aus "Mein Kampf":  
     «Auf Grund der gleichen Erwägungen und beruflicher Erfahrung kam ich, obwohl Gymnasial-Abiturient, dazu, als Abgeordneter der II. Sächs. Ständekammer schon im Jahre 1912 den öffentlichen Antrag zu stellen, die Welthilfssprache Esperanto in den höheren Schulen als Pflichtfach einzuführen und es in allen Volksschulen als Wahlfach zuzulassen. Am 1. Februar 1916 sagte der damalige sächsische Kultusminister Dr. v. Beck (laut Stenogramm):

Da es nicht ohne weiteres möglich ist den Originaltext einzusehen (sofern man sich nicht auf Neo-Nazi-Seiten aufhalten möchte), findet sich unten eine Ablichtung der S. 79!
Verweisadressen auf solche "braunen" Seiten liegen vor, sollen hier aber nicht publiziert werden und sind daher nur auf Anfrage erhältlich. => interne Seite mit diesen Adressen
 
       „Wenn ich mich endlich noch zu den Ausführungen des Herrn Abgeordneten Dr. Steche wende, so muß ich sagen, ich stehe immer, wie gewiß Sie alle, unter dem Eindruck einer gewissen inneren Ergriffenheit und Bewunderung für die Begeisterung, mit der derselbe die Einführung des Esperanto-Unterrichts hier verficht. Ich habe in der Zwischenzeit auch wieder erfahren, mit welch' großen materiellen Mitteln er seine Kraft in den Dienst der Esperantobewegung gestellt hat, und daß es wohl seinen Bemühungen mit zu verdanken gewesen ist, wenn die heuchlerischen Lügen unserer Feinde zur Herabsetzung der großen Erfolge unserer deutschen Truppen im Auslande durch die weite Verbreitung unserer Heeresberichte im Esperanto enthüllt worden sind und dadurch viel zum Ruhme des deutschen Namens durch die Esperantisten geschehen ist. (Bravo)"    
Das Leipziger Tageblatt schreibt am 5. 2. 1916 dazu:  
  „Die ganze II. Sächs. Kammer folgte ohne jede gegenteilige Meinungsäußerung, häufig jedoch mit lebhaftem Bravo, den interessanten Gedankengängen des gen. Abgeordneten. Eine so glänzende und ehrenvolle Anerkennung nationaler und weitsichtiger Tätigkeit wird einem Abgeordneten selten zu teil."  
Es ist ein Zeitbild, deswegen greife ich darauf zurück!»    
 


zurück!

zurück!

http://esperanto-aalen.de/por_esp-akt/bisher/bisher.htm#Folge13 (2017-11-02)