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Welt der Bücher und Zeitschriften – Esperanto und andere Plansprachen  
Aktuelles, Wissens- und Bedenkenswertes aus der
Deutschen Esperanto-Bibliothek Aalen

Zoll
Okt 2011
Übersichtsseite     

-> noch nicht anderweitig veröffentlicht
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Armes Deutschland! – Jeder spricht ja Englisch! Spricht wirklich jedermann Englisch?
Na ja
zumindest versteht er es doch, oder? … könnte man ja denken in unserem modernen Staat –

 
 

    Auch wenn die folgenden Zeilen anmuten wie Realsatire1) oder Parodie2), sie sind "nur" ein kleiner Bericht aus dem wirklichen Leben (eines Bibliothekars – das kann aber jedem so widerfahren). Im Ernst! So etwas kann man einfach nicht erfinden!

    Wenngleich mancher Deutsche überzeugt ist, dass man mit Englisch weit oder sogar weiter kommt – im Süden unseres Landes ist das nicht so! Da gab's zwar mal einen Landesvater, der überzeugt war, perfekt Englisch parlieren zu können3), der sogar seinen Untertanen empfohlen hatte, nur noch zuhause Schwäbisch zu reden, sonst aber – vor allem auch im Beruf – das Englische zu bevorzugen4).

    Man weiß ja: wir Schwaben können alles außer Hochdeutsch. Wie gut er Englisch beherrschte, hat er ja öffentlich vorgeführt, bevor er dann nach dem Peter-Prinzip mindestens eine Stufe höher gestolpert ist (will ja nicht sagen: aus dem Ländle herauskatapultiert wurde4b) – Hut ab, Mr. Öttinger! Ähem, pardon! Wir können ja alle Englisch: respect! that makes you nobody so quickly after!).

    Zurecht mag man nun einwenden: der Zoll ist ja eine Bundesbehörde, und die schert sich nicht viel um das, was so ein Landesvater gerne hätte. Bedenklich ist es aber doch, wenn unsere Zollbeamten nicht einmal in der Lage sind, eine ordentlich und komplett ausgefüllte US-Zollinhaltserklärung (auf Formblatt CN 22) wenigstens so weit entziffern zu können, dass sie Inhalt und Wert einer Sendung daraus entnehmen können.

    Ich meine: da hätte auch ganz wenig Schulenglisch (mit einem "Ausreichend") genügt, um zu wissen, dass die Überschrift "customs declaration" als Zollinhaltserklärung zu interpretieren ist, dass "1 books/media" wohl ein Buch sein könnte und dass "$ 69.07" möglicherweise der Preis/Wert in Höhe von ca. 51 € sein dürfte.

    Kann man einem einfachen Vollzugsbeamten des Zolldienstes dies zumuten, dass er solche Dinge weiß? Nun, jedem Bürger mit Netzzugang ist es ein Leichtes, die Seite "zoll.de" zu finden, wo unter "Service, Auskünfte" oder "Häufig gesucht" auch der offizielle Umrechnungskurs genannt wird, der im Zeitraum 1.10-31.10.2011 durch den Zoll anzuwenden ist: 1 EUR = 1,3636 USD; der Wert des Buchs müsste also mit 50,65 € angesetzt werden, so dass dafür kein Zoll, wohl aber die Einfuhrumsatzsteuer (EUSt) in Höhe von 3,55 € zu entrichten wäre, sofern dieser Betrag nicht weit unterhalb der Geringfügigkeitsgrenze (10 €) läge.

    Ja – wenn Englisch Welt- oder allgemeine Verkehrssprache wäre, dann müsste man ja nur diese eine Sprache können – aber so weit sind wir ja selbst in der EU noch nicht!

 

    {Bitte keine Proteste schicken! Ich weiß wohl: die EU definiert sich mehrsprachig, nicht englischsprachig. Und Deutsch ist in mehr Mitgliedsländern Amtssprache als irgendeine andere Sprache, hat als Muttersprache innerhalb der EU mehr Sprecher als eine andere Sprache, und es ist gemeinsam mit Französisch nach Englisch die am häufigsten gesprochene Fremdsprache.}

    Die obigen Vorwürfe treffen aber nicht nur unseren Zoll, sondern auch die gelbe Post; denn die Netzseite des Zolls regelt eindeutig: "Postsendungen können durch den Paketzusteller der Deutschen Post AG direkt ausgeliefert werden, wenn keine Waren enthalten sind, die Verboten und Beschränkungen unterliegen oder besondere Förmlichkeiten erfordern und der Wert der Sendung (möglichst durch eine an der Außenseite angebrachte Rechnung) glaubhaft nachgewiesen wird." Offensichtlich ist dies bei der Post nicht bekannt.

    Und erst recht dies weiß man dort nicht (oder will man es nicht zur Kenntnis nehmen?): "In diesen Fällen übernimmt die Deutsche Post AG die zollamtliche Abfertigung in Vertretung des Anmelders /Empfängers. Liegt der Wert der Waren zwischen 22 Euro und 150 Euro, sind die Sendungen zwar zollfrei, aber nicht frei von Einfuhrumsatzsteuer. Aus Vereinfachungsgründen wird von der Festsetzung der Einfuhrumsatzsteuer in Bagatellfällen abgesehen. Diese Kleinbetragsregelung nach § 15 EUStBV setzt voraus, dass die Gegenstände bei ihrer Einfuhr nur der Einfuhrumsatzsteuer unterliegen und der festzusetzende Einfuhrumsatzsteuerbetrag weniger als 10 Euro beträgt."

    Fazit? – Am Ende war ich doch froh, dass unsere Zollbediensteten sehr einsichtig sein können, wenn man mit ihnen redet – natürlich im lokalen Schwäbisch – wie denn sonst?
 

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    Und gekostet hat es am Ende natürlich nichts – war ja nur ein Bagatellfall, was allerdings unserer Post nicht klar geworden war …

Utho Maier gruene Trennlinie - - -



In den Tiefen des Internetz5) habe ich noch etwas Gereimtes ausgegraben, das ich den Lesern nicht vorenthalten möchte, auch wenn es nicht von mir ist:6)

    tudei ditzingen, tumorro se wörld!

diep inseid se schwabenländle
lived se oetti wif his mistress
hi hed kweit a golden händle
mixing politics wif bisness

sen wan dei a change of story
brüssel wants a kommisar
“sis is not a problem for me
inglisch schwätz i wunderbar!”

truf bi told: he is a liar
jurop lafs biheind his beck
only schduargard srous a feier
ändlich isch der seggl weg
 
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1) Nach Schiller stellt die Satire die mangelbehaftete Wirklichkeit einem Ideal gegenüber. Als Realsatire bezeichnet man Vorgänge, die bereits bei nüchterner Beschreibung satirisch wirken. - - - - - <zurück in den Text!>
2) Eine Parodie (griechisch παρωδία, parōdía, ≈ verstellt gesungenes Lied) ist eine verzerrende, übertreibende oder verspottende Nachahmung.   - - - - - <zurück in den Text!>
3) aus Wikipedia: Im Oktober 2009 äußerte sich Oettinger vor der Landespressekonferenz: „Ich bin in Englisch für das Gespräch sehr sicher“. Im Januar 2010 wurden in einem Youtube-Video Teile einer im Dezember 2009 in Berlin anlässlich einer Konferenz der New Yorker Columbia University auf Englisch gehaltenen Rede zusammengeschnitten, bei der erhebliche Schwierigkeiten Oettingers mit der Aussprache deutlich wurden. Das Video wurde in kurzer Zeit sehr häufig abgerufen, dann jedoch aus urheberrechtlichen Gründen von Youtube gelöscht. ... In der Berichterstattung wurde regelmäßig darauf abgestellt, dass Oettinger zuvor nachdrücklich die Auffassung vertreten hatte, heutzutage müsse jeder Deutsche Englisch beherrschen, selbst der Facharbeiter an der Maschine. Der Journalist und Sprachkritiker Wolf Schneider bezeichnete Oettingers Rede als „das Grausamste, was man jemals in englischer Sprache auf der nördlichen Erdhalbkugel hören musste.“ - - - - - <zurück in den Text!>
4) Oettinger wurde 2005 von der Zeitschrift Deutsche Sprachwelt als „Sprachsünder“ angeprangert und 2006 vom Verein Deutsche Sprache zum „Sprachpanscher des Jahres“ gewählt. Anlass waren seine Äußerungen in einem SWR-Interview im November 2005: „Englisch wird die Arbeitssprache. Deutsch bleibt die Sprache der Familie und der Freizeit, die Sprache, in der man Privates liest.“ - - - - - <zurück in den Text!>
4b) Wer das "Peter-Prinzip" kennt, dem ist klar, dass dies eigentlich zwangsläufig zu erfolgen hatte.
Das Peter-Prinzip wurde entdeckt von Dr. Laurence Johnston Peter *1919-1990*, aber veröffentlicht und formuliert durch Raymond Hull *1919-1985* in seinem Buch The Peter Principle (1969, William Morrow, New York City): „In a hierarchy every employee tends to rise to his level of incompetence.“ und auf deutsch „In einer Hierarchie neigt jeder Beschäftigte dazu, bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit aufzusteigen.“
Die Folgerungen daraus sind jedoch fatal: In ausreichender Zeit steigt in einer ausreichend komplexen Hierarchie jeder Beschäftigte bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit auf. Daraus resultiert Peters Schlussfolgerung: „Nach einer gewissen Zeit wird jede Position von einem Mitarbeiter besetzt, der unfähig ist, seine Aufgabe zu erfüllen.“
Die Verteilung der Stufen der Inkompetenz stellt Peter anhand der Gaußschen Normalverteilung dar. Es stellt sich damit die Frage, wer in einer solchen Hierarchie die Arbeit leistet. Peter ist der Meinung, dass nicht alle zur gleichen Zeit ihre Stufe der Unfähigkeit erreichen. Durch die Mitarbeiter, die ihre höchste Stufe noch nicht erklommen haben, wird noch etwas geleistet. „Die Arbeit wird von den Mitarbeitern erledigt, die ihre Stufe der Inkompetenz noch nicht erreicht haben.“ - - - - - <zurück in den Text!>

5) www.zwoelfzeilen.com/2010/01/27/tudei-ditzingen-tumorro-se-world/ - - - - - <zurück in den Text!>
6) Und zum Schluss noch einige "falsaj amikoj", Fundstücke aus dem Netz:

As you me so I you – Wie Du mir so ich dir
Blackwood Cherrycake – Schwarzwälder Kirschtorte
Down-beat – Niederschlag
Everything for the cat – Alles für die Katz
I believe me kicks a horse – Ich glaub mich tritt ein Pferd
I break together – Ich brech' zusammen
I only understand railroad station – Ich versteh nur Bahnhof
Me goes a light open – Mir geht ein Licht auf
Me smells – Mir stinkt's
Now is the oven out – Nun ist der Ofen aus
Nothing for ungood – Nichts für ungut
The country tounge – Die Landzunge
The falling umbrella jumper – Der Fallschirmspringer
The picture-umbrella – Der Bildschirm
The sea young woman – Die Meerjungfrau
To come on the dog – Auf den Hund kommen
To come in devils kitchen – In Teufels Küche kommen
Train birds – Zugvögel
Undertaker – Unternehmer
Wood-eye be careful – Holzauge sei wachsam
You‘re on the woodway – Du bist auf dem Holzweg

 
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